Feldsteinscheune

Eisenausstellung

Ein Zauber von Arbeit

Historische schmiedeeiserne Arbeitsgeräte und Alltagsgegenstände in einer Installation von Antje Scholz

Diese Sammlung historischer schmiedeeiserner Arbeitsgeräte und Alltagsgegenstände, die zwischen 1980 und 2020 von Manuel Rößler, Berlin, angelegt wurde, umfasste 60 Kisten und etliche Dinge, die nicht in Kisten passen. Manches kaum hochzuheben. Es sind Gerätschaften, die Bereiche des Handwerks und des ländlichen Lebens abbilden. Aus all diesen Kisten haben wir Objekte zumeist aus dem Oderbruch herausgesucht, in gewisser Sortierung zusammengestellt und schweben lassen: Mühevoll wurden Stück um Stück mit Draht zu waagerechten bzw. senkrechten Flächen geordnet, an Stangen gehängt.

Für jede installierte „Fläche“ gibt es ein Bestimmungsheft. Es enthält Informationen zu den Gerätschaften in Hinsicht auf ihren Nutzen, die gern von Ihnen erweitert werden können, sowie die jeweiligen Fundorte. Dabei handelte es sich oft um Dorfmüllkippen, aber auch intakte Hofstellen in den zur Abbaggerung freigezogenen Dörfern in den Lausitzer Braunkohlengebieten.




Raum-Archiv

Der Industrielle und Sozialreformer Max Bahr (1848–1930)

Eine Ausstellung des Brandenburgischen Landeshauptarchivs vom 6. Mai bis zum 30. September am Oderbruch Museum Altranft

Max Bahr aus Landsberg an der Warthe prägte die Geschichte Brandenburgs um die Wende zum 20. Jahrhundert entscheidend. Als Kaufmann baute er die Herstellung von Jute-Produkten aus. Ab 1905 war er mit seiner Jutefabrik einer der größten Arbeitgeber der Region. Seine geschäftlichen und persönlichen Kontakte reichten in alle Welt und brachten ihn bis nach Amerika und Indien.

In Verbindung mit seinem unternehmerischen Erfolg baute er hunderte Arbeiterwohnungen, ein Volksbad und das Volkswohlfahrtshaus als Zentrum des gesellschaftlichen Lebens. Beharrlich setzte er sich für die Verbesserung der Lebensbedingungen seiner Arbeiterinnen und Arbeiter, Chancengleichheit und die gesellschaftspolitische Förderung von Frauen ein. Für die Deutsche Demokratische Partei wirkte Bahr bis 1924 im ersten Weimarer Reichstag vor allem in der Sozial- und Wohnungspolitik. Bis zu seinem Tod 1930 blieb er ein entschlossener Verteidiger der Republik. Volksbad, Fabrik und die Arbeiterhäuser prägen noch heute das Gesicht der Stadt Gorzów Wielkopolski. Bahrs Handeln als sozial engagierter, erfolgreicher Unternehmer und zugleich fortschrittlicher Demokrat verdient bis heute Beachtung.

Die Ausstellung zeigte seinen Einsatz für wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt, für Chancengleichheit und Dialog, der bis heute beispielhaft ist. Dr. Falko Neininger vom Brandenburgischen Landeshauptarchiv, der die Ausstellung initiiert hat, schreibt dazu: „An Bahr wird deutlich, dass die Geschichte Brandenburgs ohne einen Blick über die Oder in den ehemaligen östlichen Teil der Provinz nicht erzählt werden kann. In dieser heute polnischen Gegend weckt Bahr Interesse für die deutsche Vergangenheit. Beiden Seiten bietet er vielfältige Anknüpfungspunkte für eine gemeinsame Beschäftigung mit der Geschichte.“

Die Wanderausstellung „Jute, Häuser, Republik. Der Industrielle und Sozialreformer Max Bahr (1848–1930)“ wurde vom Brandenburgischen Landeshauptarchivs in Partnerschaft mit der Woiwodschafts- und Stadtbibliothek Zbigniew Herbert in Gorzów Wielkopolski erarbeitet. Erster Standort war Gorzów Wielkopolski, ehemals Landsberg an der Warthe.


Oderbruch-Ringmarkt, 2017-2020

Der Neuanfang in Altranft war auch von einem Arbeitspaket geprägt, in dem spielerische Impulse für das ländliche Handwerk durch Experimente, Ausstellungen und gemeinsame Gestaltungen gesucht wurden: „Handwerk trifft Design“.

Nach einer Probewoche am Museum im Jahr 2016 („Baukasten Oderbruch“ mit der Designerin Stefanie Silbermann, dem Tischler Sven Ahlhelm und dem Drechsler Christian Masche) entstand die Idee für eine besondere Handwerksmesse, die den Ring, also eine einfache Kreisform, als verbindendes Gestaltungselement in den Mittelpunkt rückte.

Gemeinsam mit Lars Fischer luden Steffi Silbermann und Sven Ahlhelm zahlreiche Handwerker der Region ein, einen eigens gefertigten Ring zu einer Messe beizusteuern – aus Brot, Kuchen, Käse, Holz, Metall, Wolle, Keramik oder gar Senf – und ihn an einem Stand in der Feldsteinscheune des Berg-Schmidt-Hofes zu präsentieren, dabei natürlich auch das eigene Gewerk und die jeweilige Werkstatt vorzustellen. Das Publikum wählte beim Rundgang den interessantesten Ring, dessen Schöpfer wiederum mit einem Siegerring geehrt wurde.

Unterdessen wurde mit den Besuchern ein großer gemeinsamer Ring gefertigt – aus Weide, Pappel, Papier oder Hanfseil.

Die vier jeweils im Frühjahr stattfindenden Veranstaltungen waren ein beschwingter Tanz auf dem Seil. Es war schwierig, immer neue Handwerker für das Experiment zu gewinnen, zumal die Idee des Projekts nicht im kunsthandwerklichen Bereich lag, sondern man eine breitere Interaktion mit allen Handwerkern im Oderbruch anstrebte. Es ging darum, sich trotz der technologischen und industriellen Ausdifferenzierung als Wirtschaftsgemeinschaft zu erfahren und etwas gemeinsam zu machen, auch die eigene Kraft und das handwerkliche Vermögen zu feiern.

Trotz dieser Schwierigkeiten blitze bei den Ringmärkten eine wunderbare Bereitschaft zum Ausprobieren und zum Austausch auf. Es zeigte sich allerdings, dass der recht hohe Aufwand sogar noch gesteigert werden müsste, um das Projekt erfolgreich fortsetzen zu können. Mit dem Ende der Förderung im Rahmen des TRAFO-Programms fällten wir deshalb die Entscheidung, das Projekt einzustellen.


Europäische Kulturerbe-Stätten (2019)

2019 reichte der Landkreis Märkisch Oderland im Auftrag der Oderbruchkommunen eine Bewerbung auf das Europäische Kulturerbe-Siegel ein. Da dieses Siegel weniger konservatorisch und erheblich heterogener ausgerichtet ist als etwa das UNESCO-Weltkulturerbe-Siegel, nutzten wir die Gelegenheit, in der Feldstein-Scheune eine Wanderausstellung über die bisher ausgewiesenen Europäischen Kulturerbe-Stätten zu zeigen. Somit wurde die große Bandbreite – vom Neandertalerfundplatz Krapina in Kroatien bis zur Hofburg in Wien, vom Werftgelände in Danzig bis zum Hambacher Schloss zum ersten Mal im Oderbruch sichtbar gemacht.

Die Bewerbung wurde anschließend vom Land Brandenburg an die Kultusministerkonferenz übergeben, von einer nationalen Jury befürwortet und schließlich 2022 von der Europäischen Kommission ausgewählt, sodass seither auch das Oderbruch mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel ausgezeichnet ist.