Jahresthema 2022 Natur

Schon lange planten wir ein Jahresthema „Natur“ – 2022 war es so weit. Wie immer wurde es durch die Befragungen von Menschen fundiert, die aufgrund ihrer Tätigkeit oder im täglichen Beobachten der Landschaft Erfahrungswissen haben. Aus ihren Berichten und den begleitenden Fotografien werden die Ausstellung, das Werkstattbuch, die Bühnenproduktion und die Gesprächsthemen entwickelt. Fachlich werden wir dabei vom Landschaftspflegeverband Mittlere Oder e.V. unterstützt, dessen Mitstreiter uns halfen, die typischen Lebensräume des Oderbruchs und deren Flora und Fauna in ihren Grundzügen zu beschreiben.

Mit der Ausstellung „Ganze Menschen — Naturschutzpersönlichkeiten im Oderbruch“ sind wir am ersten Aprilwochenende in das Jahr gestartet. Kurt Kretschmann, Hans Ohnesorge und Alfred Böhme sind nicht nur im Oderbruch die prägenden Naturschützer und Heimatkundler in den ersten Jahrzehnten der DDR gewesen. Das von ihnen entworfene und verbreitete Symbol der Naturschutzeule prägt bis heute den Naturschutz. Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit den Kindern und Wegbegleitern dieser Naturschutzpioniere. Das Salongespräch mit ihnen über die Arbeit und das Leben der Väter gab einen lebendigen Eindruck von deren Wirkung.
Im Resonanzraum mit dem Beschreibtisch präsentierten wir Naturfotografien, die uns im Rahmen eines oderbruchweiten Foto-Wettbewerbs zugeschickt wurden. Vom Raureif auf dem Acker bis zum hell strahlenden Mond, von langzeitbelichteten Insektenflügen bis zum Reh im Park: Die Motive und Handschriften gaben ein vielfältiges Bild dessen, was die Natur der Region zu bieten hat.


Im Park und vor dem Fischerhaus haben wir in einer gemeinsamen Aktion mit dem NABU und dem Kindergarten Altranft, der Initiative »Bad Freienwalde summt« und den Besuchern des ersten Programmtages Blühstreifen angelegt, die uns übers Jahr mit verschiedenen Blühaspekten begleitet haben.


Im Mai konnten wir mit „Cis, Trops, Blaps und die anderen“ als Hauptprojekt der Saison eine Ausstellung präsentieren, die vielen Besuchern, Laien wie Experten, große Freude gemacht hat. Peter Herbert zeigte hier eine Auswahl der 6.000 verschiedenen Käfer, die er in vielen Jahren im Oderbruch gesammelt hat. Ein überraschendes Ergebnis ist, dass die Artenvielfalt zugenommen aber die Anzahl der Individuen und damit das Nahrungsangebot u.a. für Vögel abgenommen hat. Nicht zuletzt durch die präzisen Makro-Fotografien von Enrico Schefter und die für Wissenschaftler interessanten Artenlisten, ist eine besondere naturkundliche Schau gelungen.
 


Die erste Museumsnacht in der Geschichte des Oderbruchmuseums fand im Juni statt. Studenten der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde und der TU Dresden präsentierten in diesem Rahmen die Ergebnisse einer Sommerschule zum Thema Natur im Oderbruch. Auf der Grundlage von 20 Gesprächen mit „Naturexperten“ hatten sie eine Reihe von Schaukästen gestaltet, Texte verfasst und Tanzperformances erarbeitet, um das Thema zu beleuchten. Mit Lichtfallen ausgerüstet gaben Entomologen Einblicke in die Welt der nachtaktiven Insekten.

 
Im Juli standen wie immer in den letzten Jahren unsere Gesprächspartnerinnen und -partner im Mittelpunkt. Wir trafen uns im Park zu einem ausführlichen Gespräch über Natur und Naturschutz im Oderbruch und eröffneten danach gemeinsam die Jahresausstellung bestehend u.a. aus Porträts der Akteure, Fotografien zu typischen Lebensräumen, Pflanzen und Tieren des Bruchs, einem Fernsehfilm der DDR über die Fischerei und die Fische der Oder sowie Naturbilder-Collagen aus Motiven der Märkischen Oderzeitung.

 
»Tagpfauenauge im Februar« ist der Titel der szenisch-musikalischen Collage, die der Schauspieler und Regisseur Kay Dietrich und der Musiker Martin Klingeberg zum Programmtag im November auf die Bühne brachten. Grundlage dieser Produktion waren die Texte zu den Gesprächen, die wir Anfang des Jahres geführt hatten. Entstanden ist ein Stück, das die Zuschauer und Zuhörer mit in die Landschaft des Oderbruchs nimmt, das Engagement dieser Menschen würdigt und ihren Konflikten nachspürt.


Ein letzter Höhepunkt im Jahresprogramm war die Eröffnung der Ausstellung „F(r)isch & Wild — der Geschmack des Bruchs“ mit Fotografien von Christina Bohin, Heike Zappe und Stefan Hessheimer zu Gerichten der Köche Kerstin Rund, Marcel Fragola und Uwe Behrens und begleitenden Künstlerbüchern von Mathilde Scholz im Speisesaal des Schlosses Altranft.



Das Werkstattbuch zum Jahresthema mit dem Titel NATUR ist im Auflandverlag erschienen und im Museumsshop wie im Buchhandel erhältlich.