LUX AETERNA – Vom Lernen und Beten

Kunstausstellung im und Gespräch über das Schul- und Bethaus Altlangsow. Die Ausstellung ist bis zum 23. Juni 2024 zu sehen.

Der Förderverein Schul- und Bethaus Altlangsow e.V. nahm das Themenjahr KIRCHE zum Anlass, um in einer künstlerisch-dokumentarischen Ausstellung auf die verschütteten spirituellen Wurzeln des Schul- und Bethauses, aber auch auf die Transformation dieses Ortes zum heutigen Kulturort und dörflichen Treffpunkt hinzuweisen.

Die Denkmalliste des Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege führt neun erhaltene Schul- und Bethäuser auf, darunter drei in Märkisch-Oderland: Altlangsow (1832), Alttrebbin (1820) und Wuschewier (1764). Hier, wie auch in den anderen Schul- und Bethäusern in Brandenburg ist dieser Bautypus mit seiner Verbindung von kirchlichem Andachtsraum und Schulstube samt Lehrerwohnung typisch für die kargen Lebensverhältnisse dörflicher Pfarren. Der Verzicht auf Repräsentation und architektonische Gesten, anschaulich in den gezimmerten, freistehenden Glockenstühlen statt Kirchtürmen, und die Unterbringung von sakraler und schulischer Funktion unter einem Dach, entspricht den Sparzwängen, aber auch dem Selbstverständnis des preußischen Protestantismus.

Das Schul- und Bethaus Altlangsow ragt aus den vergleichbaren Bauten in Brandenburg durch seine gehobene Innengestaltung heraus. Sie geht zurück auf Entwürfe Karl Friedrich Schinkels, die von König Friedrich Wilhelm III. zum Modell für Landkirchen in den preußischen Provinzen bestimmt wurden („Schinkelsche Normalkirchen“). Für Besucher überraschend und für Künstler außerordentlich reizvoll zitiert der Andachtsraum in einfacher, „dörflicher“ Ausführung Pathosformeln klassizistischen Kirchenbaus wie die dorischen Säulen, das Tonnengewölbe oder das Thermenfenster in der Hauptachse. Dennoch ist der ursprüngliche Sinn des Gebäudes nicht mehr ohne weiteres abzulesen. Nur zwei historische Fotografien wohl aus der Zeit um 1900 dokumentieren noch den Glockenstuhl und das Firstkreuz, den Kanzelaltar und das Gestühl, Elemente, die mit Ausnahme von drei Kirchenbänken bis auf Fragmente verloren sind.

Jüngst sind im Kreisarchiv Seelow jedoch historische Objekte aufgefunden worden, an denen die Geschichte des Hauses eindrucksvoll ablesbar ist, u.a. hölzerne Pfeifen der verlorenen Orgel, die bei der Sanierung der 1980er Jahre im Schutt aufgefunden und geborgen wurden. Datierte Dachziegel aus der Erbauungszeit, Fragmente der Taufe, einige Archivdokumente sowie Berichte und Erinnerungsstücke älterer Einwohner wurden in der Mittelachse des Ausstellungsraums in Sinn einer dokumentarisch-archäologischen Spurensuche auf zurückhaltende Weise präsentiert. Im Gespräch mit Ekkehart Hähnel, der 1986/88 als Mitglied des Denkmalbeirats des Kreises Seelow und zugleich als Leiter eines Baubüros der LPGen im Kreis die Restaurierung des Schul- und Bethauses bewerkstelligt hat, wurde gemeinsam mit Ortsansässigen, die sich noch an den Schulunterricht, an Konfirmationsfeiern oder Hochzeiten im Schul- und Bethaus erinnern, die Geschichte des Hauses in den Mittelpunkt gerückt.

Diese Spurensuche wurde kontrastiert mit eindrücklichen Kunstwerken, die die Themen „Kontemplation und Lernen“ im weiten Sinn auf abstrakte, aber eindrückliche Weise aufrufen und die spirituelle Aura des Ortes erfahrbar machen. Gezeigt werden Arbeiten des Berliner Künstlers Robert Weber Weber beschäftigt sich seit Jahren in großformatigen Bildern, in Objekten und Zeichnungen auf unkonventionelle Weise mit der Grunderfahrung von Religiosität jenseits kirchlicher oder konfessioneller Bindungen.

Die Ausstellung ist bis zum 23. Juni 2024 zu sehen.