
Ohne Energie geht nichts, gelingt keine Aneignung von Raum, wächst keine Gemeinschaft, kein Haus, kein Hof, kein Dorf, keine Gesellschaft, gewinnt keine Landschaft ihre besondere Gestalt.
Es gibt verschiedene Energieträger und Energiespeicher: uns Menschen, Nutztiere und -pflanzen (nachwachsend auf dem Feld und im Stall wie in Öl, Kohle und Gas geronnen), es gibt Wasser, Wind und Sonne, Erdwärme, Biogas… Viele technische Lösungen wurden erfunden, um die Energie in ihren verschiedenen Formen für uns Menschen nutzbar zu machen und an die Orte zu bringen, wo Energie für unsere Lebensvollzüge benötigt wird. Alle reden von den Erneuerbaren Energien und deren Wachstum, aber kaum über die Lebensvollzüge, für die diese Energie benötigt wird.
Wie sahen gestern und vorgestern, wie sehen heute und wie werden womöglich die energetischen Verhältnisse im Oderbruch zukünftig aussehen? Mit dem Jahresthema ENERGIE wollen wir uns auf eine Spurensuche begeben, wie sich die energetischen Verhältnisse im Oderbruch aufgebaut haben, welche Formen sich heute finden und fragen, welche in Zukunft wünschenswert wären.
Wir wollen eine Spurensuche der Elemente des Energiesystems im Oderbruch anstrengen:
Wo finden sich noch historische Elemente: Pferdegöpel mit Transmission, alte Windmühlen, Wassermühlen, gibt es noch einen Holzvergaser-LKW, einen Dampfpflug? Auch der bis in Nachkriegszeit betriebene Braunkohleabbau bei Bad Freienwalde gehört dazu. Wurde Torf als Brennmaterial gestochen?
Gibt es Orte, an denen die Kraft natürlicher Energie zu sehen ist: ein vom Hochwasser ausgekolkter See, ein Windflüchter auf einem Hügel am Oderbruchrand oder solitär in der weiten Landschaft, Sandbänke in der Oder, Geschiebe der Alten Oder (die Rähnen), ein Windbruch?
Wie sehen die heutigen Elemente des Energiesystems im Oderbruch aus? Wo stehen einzelne, wo Gruppen von Windkraftanlagen, wo stand die erste Windkraftanlage im Oderbruch? Wo finden sich Fotovoltaikanlagen, auf Dächern, in Gärten, auf Feldern… Es braucht Umspannwerke, Freileitungen, Speicher etc., diese Energie zu transportieren, ggf. zu speichern. Was ist mit den Biogasanlagen? Wohin fließen Wärme und Strom? Sind sie Teil von landwirtschaftlichen Kreisläufen, speisen sie kommunale Fernwärmenetze wie in Neutrebbin?
Wie hoch steht der Mais, verarbeitet er sich schon auf dem Feld getrocknet besser? Welche Pflanzen gehen noch in die Energieproduktion? Gibt es Kurzumtriebsplantagen im Oderbruch?
Sehen Zuckerrüben für die Energieproduktion anders aus als die für Rohzucker?
Menschen sind immer Teil der energetischen Systeme: Wie sieht deren Tätigkeit in den Systemen aus? Was macht ein Mechatroniker, der Windkraftanlagen wartet, was ein Landmaschinentechniker an der Biogasanlage, wie hackt man am besten Holz für den Ofen, wie lebt es sich in einem Nullenergiehaus, und wie sieht dieses Haus aus? Wie wird ein Windrad gebaut? Wie arbeitet eine Firma, die Fotovoltaik- und Solaranlagen oder Wärmepumpen installiert? Wer macht noch Heizholz aus der Landschaftspflege oder seinem Waldbestand? Wo verlaufen Gas- und Öltrassen und woran erkennt man deren Verlauf. Was ist aus der Ölförderung der Lagerstätte Kietz bei Neumanschnow geworden, fließt hier noch Öl und Gas und wohin geht es? Welcher Landwirt nutz noch lebendige Pferdestärke? Gibt es jemanden, der sich sein eigenes, kleines Windrad gebaut hat? Wie wohnt es sich inmitten oder am Rand von Anlagen zur Energieproduktion
Welche Raumkonflikte um die Nutzung von Energie gab es, welche gibt’s es und sind neue zu erwarten? Ist die CO2-Verpressung (CCS-Technologie) als Folge der Kohlenstoffverbrennung definitiv fürs Oderbruch vom Tisch? Wann läuft die Landschaft Oderbruch Gefahr, dass die Energieproduktionsanlagen ihre historische Lesbarkeit überformen. Wann wird eine Kulturlandschaft zur Energielandschaft – oder ist die Kulturlandschaft als ein Konstrukt des Natur- und Heimatschutzes gerade deshalb schützenswert, weil die industrielle Energieproduktion hier bisher keinen Ansatzpunkt gefunden hat?
Gibt es ein menschliches Maß für die Gestaltung der Energieverhältnisse im Oderbruch? Wie sähe es aus?
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