Das Tuch der Heimat

Altranft zwischen Krieg und Frieden
Oder: Ein Tuch der Heimaten

Eine Rauminstallation von Antje Scholz und Julius Breitenfeld in der Patronatskirche Altranft

In der Altranfter Patronatskirche schwebt aufgespannt ein großes Tuch, von Antje Scholz genäht, verknüpft, verwirkt aus vielen einzelnen Taschentüchern. Ergänzt, verwoben, kontrastiert durch Texte und Gesprächsmitschnitte, die in Gesprächen von Julius Breitenfeld mit Geflüchteten aus Syrien und Tschetschenien, aber auch der Ukraine und Weißrussland entstanden, baut sich um dieses Heimattuch ein besonderer Raum, in den mit Augen und Ohren in verschiedene Lebens‐ und Heimat- und Fluchtgeschichten eingetaucht werden kann, und sich die Frage stellt, was Heimat und was ihr Verlust bedeuten.

Die Rauminstallation „Ein Tuch der Heimaten“ widmet sich Fragen von Flucht und Vertreibung nach 1945 bis in die Gegenwart. Immer wieder trieb es Menschen ins Oderbruch, die nun vor der schwierigen Frage standen oder stehen, ob sie hier siedeln und neu heimisch werden können, oder – was? Was bedeutet Heimat für den, der alles verloren hat? Was heißt es, an einem unbekannten Ort in einer unbekannten Landschaft einen Neuanfang zu wagen? Womit wird ein Fremder in einer fremden Welt konfrontiert? Lässt sich Heimat wiederfinden, oder verbirgt sich hinter diesem Begriff ein einmaliges Gefühl oder eine Sehnsucht? Das „Tuch der Heimaten“ von Antje Scholz und Julius Breitenfeld lädt ein, sich auf diese Fragen einzulassen.

Die Tücher für die Installation stammen von Menschen aus dem Oderbruch. Sie wurden um ein Tuch – egal ob Tischtuch, Handtuch, Taschentuch – gebeten und um einige Stichworte zu ihrer persönlichen und familiären Geschichte, die sie in Oderbruch geführt hat.

Julius Breitenfeld sprach mit Geflüchteten aus Syrien und Tschetschenien, aber auch der Ukraine und Weißrussland und gestaltete aus diesem zum Teil sehr bedrückenden Material eine Soundcollage über Flucht und Vertreibung und die Frage, wie eine neue Heimat zu gewinnen ist.

Eröffnung: 01. August 2020, um 13.00 Uhr in der Patronatskirche Altranft



Ein Projekt im Rahmen von „KRIEG und FRIEDEN. 1945 und die Folgen in Brandenburg – Kulturland Brandenburg 2020“